Monte Schlacko
Was hat eine riesige, fast 50 Hektar große Grundfläche, ist schwarz und groß – sehr groß – ist 150 Meter hoch und liegt ziemlich unmotiviert am Rande der ansonsten völlig flachen Lisdorfer Aue, einfach so rum? Es ist die Berghalde Ensdorf, genauer, die Halde Duhamel oder wie wir Saarländer sie nennen: „Monte Schlacko“.
Es ist eine der größten Berhalden des Saarlandes. Sie besteht allerdings nicht, anders als der saarländische Spitznamen vermuten lässt, aus Schlacke sondern wurde aufgeschüttet mit Abraum. Geformt also aus all dem Material, was ungefähr seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Beiwerk zur Steinkohle aus der Erde gefördert wurde, Stein für Stein, Lore für Lore, Tonne für Tonne – eine schier unglaubliche Menge an Material, aufgetürmt zu einem nur sehr spärlich begrünten, riesigen, respekteinflößenden menschengemachten Koloss. Und der liegt hier nun, seit dem offiziellen Ende des Bergbaus im Saarland am 30. Juni 2012 fast unverändert mitten in der Landschaft und ist mit seinem ca. 330 Meter (ü.n.N.) hohem Plateau schon von weit her gut zu sehen.
Saarpolygon
Gekrönt wird das Gipfelplateau vom Saarpolygon: Eine etwa 30 Meter hohe Stahlskulptur, eine Landmarke, ein Denkmal! Eröffnet wurde das Saarpolygon im September 2016.
Die Formensprache der puristischen Stahlgitterkonstruktion soll die Untrennbarkeit von Herkunft und Zukunft im Lande zum Ausdruck bringen und die klassische Verbundenheit von Kohle, Stahl und Energie im Saarland zeigen.
[Wikipedia: Saarploygon]
Soweit die Theorie.
Mondlandschaft
Praktisch musst du erstmal da rauf kommen. Also, Fotoausrüstung in den Rucksack – Wasser nicht vergessen – und auf geht’s, der Berg ruft! Wir waren Mitte Mai dort: Strahlender Sonnenschein und halbwegs moderate Temperaturen.
Am Südhang der Halde beginnen wir den Aufstieg, vorbei an der ersten Station, einem kleinen Weinberg mit 99 Rebstöcken, schlängelt sich der Weg nach oben. Anfangs noch mit grünem Baumbestand und Buschwerk bewachsen, genug um gnädig Schatten zu spenden. Später dann, bei einer kurzen Rast beim „Sonnenbogen“ auf dem Mittelplateau, läßt sich die (bereits hier schon) grandiose Aussicht ins Saartal genießen.
Ein paar Höhenmeter weiter darf man sich entscheiden: „Lange Wegvariante vs. kurze Wegvariante“ was natürlich korrekt übersetzt heißt: „steil vs. sausteil“. 🙂 Wir haben uns für „steil“ entschieden und ja, es zieht sich. Es ist schon erstaunlich, wie anstrengend die Überwindung läppischer 150 Höhenmeter sein kann, wenn du (im zweiten Wegabschnitt) unter einer mittlerweile unerbittlich knallenden Sonne eine fast komplett schwarze Mondlandschaft erklimmst.
Aber alles ist plötzlich irgendwie „erhaben“. Die Sonne, der Blick nach oben, über die unterschiedlichen Horizonte, welche die Halde gegen den blauen Himmel wachsen lässt, der Blick über die gigantischen, schwarzen Abhänge mit ihren scharfen Kanten, hinab ins Tal.
Und dann endlich, schweißgebadet auf dem Plateau angekommen, steht es da, eingepflanzt mitten in eine schwarze, platte Ebene, ein riesiges Skelett aus Stahl: das Saarpolygon.
Polygon – Polymorph
Ich musste, bevor ich auch nur das erste Foto schießen konnte, erstmal gefühlte zehn mal um dieses Teil herum laufen, in immer wechselnden Entfernungen, mal mit der Sonne im Rücken, mal das Polygon im Gegenlicht. Egal wo du stehst, egal in welchem Winkel und aus welcher Distanz du dir das Teil anschaust, egal wo die Sonne Schatten auf diese puristische Stahlkonstruktion zaubert: das Saarpolygon sieht jedes Mal anders aus, aber jedesmal grandios. Ich bin begeistert und fasziniert von der sich ständig änderten Form und Anmutung.
Man kann auch hinaufsteigen und 30 Meter über dem Plateau, mittendrin in der Skulptur, eine umwerfende Aussicht über das Saartal und die dahinterliegende Landschaft, im Westen bis nach Frankreich hinein, genießen.
Eines ist sicher: Hier war ich nicht zum letzten mal!
Luzi meint
Wow, tolle Bilder 👍🏻
Brigitte Bulla meint
Fantastische Aufnahmen